16.03.2009

Könntet ihr euch bitte mal melden? [Buchmesse Leipzig]

Ich stell mir die Rechnung ungefähr so vor:

2.135 Aussteller waren auf der Messe.

Sagen wir, von denen hatten 2.000 Bücher, CD's, Postkarten oder was ähnliches dabei.

Sagen wir zur Sicherheit, dass von denen ungefähr 1.500 interessante Sachen dabei hatten.

Jetzt gehen wir davon aus, dass an jedem Stand 10 Bücher gestohlen wurden - und das ist arg untertrieben - und jedes Buch 10 Euro kostet.

Dann wurden auf der Buchmesse in Leipzig Sachen im Wert von 150.000 Euro geklaut. Also ungefähr ein Euro pro Besucher.

Ich tippe auf ein Vielfaches davon.

Könnten sich bitte ein paar von den Langfingern bei mir melden? Ich versteh' nämlich nicht, wie man so was tun kann.

Ich meine nicht das Klauen an sich, sondern die Art und Weise, wie auf der Messe geklaut wurde:
1. Total dreist und
2. Total wahllos.

Am Stand von King of Fools gab es zum Beispiel ein Gewinnspiel. Wer mit einem Dartpfeil ins Schwarze traf, konnte sich einen Gewinn aussuchen. Aber wehe der Pfeil ging an der Scheibe vorbei und landete auf dem Boden. Dann hatte man genau drei Sekunden Zeit sich den Pfeil wiederzuholen, sonst hatte ihn sich jemand gekrallt.

Zweites Beispiel vom gleichen Stand. Für "Kopf hoch, Norbert" gab es kleine gelbe Badewannenenten, die auf der Theke standen. Ein kleiner Junge kam angerannt, erklomm einen der Hocker vor der Theke, grabschte sich eine der Enten und tauchte in der Menge unter.

Respekt! Super ausgebildet!

Ich muss schon sagen, da haben die Eltern bei der Erziehung alle Register gezogen. Wenn der so weitermacht, dann kann er so an die 20.000 - 30.000 im Jahr verdienen, bevor er strafmündig wird.

Deshalb gab es etwas, das sich über die gesamte Messe zog, egal wohin man kam: Kleine Zettel mit den Hinweis "Nicht mitnehmen!" oder wenn auch das nichts geholfen hat, welche von der Sorte:

Ja, genau: Idioten, Idioten! IDIOTEN!

Nur die Postkartenstände hatten vorgesorgt und eine Schutztruppe zusammengestellt, die aus ehemaligen Fremdenlegionären, Navy Seals und ein paar Ninjas bestand. Die patrouillierten mit grimmigem Blick und entsicherten M-16 Maschinengewehren die Gänge, um den gröbsten Schaden abzuwehren. Bei vermeintlich gierigen Blicken konnte jederzeit der Befehl zum Schießen gegeben werden.

Der Rest wurde wie üblich über den Preis geregelt.

Ich bin mir sicher, von jedem Stand könnte man eine Handvoll solcher Geschichten erzählen, schreibt mir mal ein paar, wenn ihr Lust habt.

Und der Rest: SCHÄMT EUCH! Ich wünsche euch, dass ihr euch beim Umblättern an den Seiten schneidet und euch eine hässliche Entzündung holt!

Aber das Schlimme daran ist ja, dass viele geklaute Bücher einfach nur irgenwo rumliegen ohne gelesen zu werden...

Demnächst mehr von der Leipziger Buchmesse.

3 Kommentare:

  1. Also wundern tuts mich nicht. Das ist nunmal (zum Teil) auch die Mentalität der Menschen.

    a)Bei einer Abwrackprämie kauft man sich ein neues Auto,obwohl man es sich nicht leisten kann.Man fällt schön brav auf den Trick rein,dass man etwas geschenkt bekommt und sieht nicht,dass etwas was zu teuer ist nur ein klein wenig günstiger gemacht worden ist- damit für die meisten aber immer zu teuer ist,um einen baren Schein auf die Theke zu packen.
    Sprich:Geschenke nehmen wir immer mit,egal ob man uns damit verarscht.

    b)Wenn etwas billig ist,z.B. beim kik oder bei diesen 1€-Shops,dann wird gekauft,als würde es morgen nichts mehr geben.Zielgruppe:die,die nichts haben,Hartz IV-Empfänger.Haben die etwas davon?Nein!Weil sich die meisten durch die Massen blenden lassen und viel viel mehr kaufen,als sie bräuchten.

    c)Wo es genug gibt und niemand drauf achtet, wird mitgenommen.Braucht man es?Nein.Kümmert man sich darum?Nein!Immerhin gibt es Freunde,denen man dann damit ein Geburtstagsgeschenk machen kann oder auch Ebay.Oder man blättert es durch und wenn es nichts interessantes darin gibt,zerreißt man es.Immerhin noch besser,als die Chance etwas besitzen zu können verstreichen zu lassen.

    *auch den Kopf schüttelt*

    Aber da das jeder gesund denkende Mensch in der Regel weiß, hätte man auf der Messe auch gleich Vorkehrungen treffen können.
    z.B. standeigenes Sicherheitspersonal oder angekettete Bücher (wie die Handys im Elektrofachgeschäft)
    Mitleid habe ich da eher weniger, aber es ist sicher schade für die anderen (ehrlicheren) Besucher.

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  2. Klar, kann man an dieser Stelle auf all die Langfinger schimpfen. Aber mal ehrlich, wenn die Leute tatsächlich das Buch lesen, dass sie klauen, hat man doch auch schon etwas gewonnen. Denn dann können sie es anderen weiter empfehlen, die es sich dann selbst kaufen. Oder die Langfinger kaufen sich dann das Nachfolgeexemplar. Sicher wäre es natürlich schöner gewesen, wenn schon das Erstlingswerk tatsächlich verkauft worden wäre. Sicher wäre es schön, wenn der Mensch nicht klauen würde.

    Andererseits haben die Verlage die Bücher, die sie auf die Messe mitgenommen haben, eh schon abgeschrieben. Wenn sich gegenüber meinen Messebesuchen vor einigen Jahren nichts geändert hat, konnte der Besucher an einem Stand kein Buch käuflich erwerben. Und alle Bücher, die ausliegen, sind dafür da, dass man darin blättert. Nur kann kein Verlag einem Buchhändler/Kunden ein Buch ausliefern, das schon durch tausende von Händen auf einer Messe gegangen ist. Ergo, die auf der Messe ausgestellten Bücher sind Marketingmaterial, das nicht mehrmals verwendet werden kann. Und Marketingmaterial, was nicht mehrmals verwendet werden kann, ist in den meisten Fällen der Kategorie Give Aways zuzurechnen. Und Give Aways gehören in die Hand der potenziellen Kunden, ergo der Besucher.

    Ich plädiere damit übrigens nicht für den Klau, finde es aber eher eine Ehre, wenn das eigene Buch zuerst geklaut werden würde. Denn meine Theorie ist ja, dass nicht jeder wahllos alles klaut, sondern nur das, was einem gefällt. Um dem Klau vorzubeugen sollten die Verlage vielleicht gleich den Besuchern die Bücher mitgeben und für jeden Tag ein neues Kontingent auf Lager haben - ist zwar organisatorisch aufwändiger, aber so sind alle glücklich. Und dann darf der Autor sich wirklich geehrt fühlen, wenn sein Buch zuerst vergriffen ist.

    Bin mal auf eure Reaktionen zu meinem (zugegebnermaßen kontroversen) Kommentar gespannt.

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  3. Dazu kann ich folgende Sachen beitragen:

    Man konnte die Bücher kaufen. In der Messebuchhandlung. Das war zwar eine elende Ansteherei, aber durchaus möglich.

    Und am Sonntag konnte man auch an den Verlagsständen selbst kaufen - wenn dann noch was da war.

    Ich denke die meisten Verlage sind durchaus bereit, Bücher zu verschenken, wenn sie dafür eine kleine Gegenleistung erhalten - und wenn es nur die E-Mail-Adresse ist, um für weitere Neuerscheinungen Werbung machen zu können.

    Ja, kann gut sein, dass die Verlage ihre mitgebrachten Bücher abgeschrieben haben, aber das ist wahrscheinlich wie bei Huhn oder Ei, da will ich mir kein Urteil erlauben, was da zu was geführt hat.

    Aber es wurden ja nicht nur Bücher geklaut. Keiner kauft sich die "Fortsetzung" einer Postkarte oder eines Deko-Artikels (oder eines Dart-Pfeiles)!

    Der letzte Punkt ist, dass die "beliebtesten" Bücher am schnellsten niemandem mehr zur Verfügung standen, der darin blättern wollte.

    "Gregs Tagebuch" ist nur ein Beispiel von vielen.

    Ich bin wahrscheinlich in der Hinsicht ein viel zu moralischer Mensch, aber mich befremdet die Mentalität der Leute.

    Mehr noch: sie macht mir Angst.

    Wahrscheinlich ist jeder einzelne von ihnen super nett und eine ehrliche Haut, aber sobald man sie zusammen auf eine Messe lässt und aus Individuen eine Masse macht, fangen sie an, sich zu verändern und nehmen gedankenlos mit, was ihnen in die Finger kommt.

    Das ist wahrscheinlich viel zu hoch gegriffen, aber mir fällt das das Gefängnis-Experiment aus Stanford ein: Steck die Menschen in eine bestimmte Rolle und sie werden sich ihrer Rolle gemäß verhalten.

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