10.03.2009

Bekenntnisse des Nicht-Klinkenputzers Felix B.

Ja genau.

So muss das laufen, dann klappt's auch mit der Literatur. Intelligente Texte, die Spaß machen. Nicht nur weil der Inhalt so skurril ist, sondern auch weil die Sprache da sitzt, wo sie sitzen soll. Da merkt man halt die Erfahrung von mehreren Jahren Lesebühne.

Gesten hab ich bei Speak & Spin gelesen und mir mein erstes Lesungshonorar verdient. Und wieder an Erfahrungen gewonnen: Es schadet nichts, was zur Auswahl dabei zu haben und es schadet nichts ordentlich auf die Kacke zu hauen, wenn das Ambiente und das Publikum nach Poetry-Slam aussieht.

Soll heißen: Ich hab so was von abgeloost im Vergleich zu den beiden anderen Jungs.

Macht aber nichts, schließlich hatten sie genau das, was ich beim letzten Mal Speak and Spin bemängelt habe. Der eine (Thomas Glatz) ist ein Original, der andere (Felix Bonke) schreibt zwar auch post-pubertär, aber auf die richtige Art und Weise post-pubertär.

Ein Beispiel: Sein Text über den just an einer Überdosis Aprikosenkrapfen verstorbenen Münchner Hund Amadeus, der von seinem trauernden Herrchen erst eingebuddelt und dann wieder exhumiert wird, um in der Schweiz per Hochdruck in einen Diamanten verwandelt zu werden.

Schön. Kein literarisches Meisterwerk aber schön. Wenn man es mit einer Sportart vergleichen sollte, dann würde einem bei diesem Schreibstil der Mittelstrecken-Sprint oder der Hürdenlauf einfallen.

Und vielleicht ist genau das auch das Problem an der Sache. Langstreckenläufe machen einfach mehr her. Unser Gespräch kam ziemlich schnell auf das Thema Veröffentlichungen. Abgesehen von der lesenswerten Westend ist Kiez - Anthologie sieht es da bei ihm ziemlich düster aus. Weil er nicht gut darin ist Klinken zu putzen.
Sagt er.
Weil es schon schwierig ist aus all seinen Kurzgeschichten die herauszusuchen, die einen guten Sammelband ergeben könnten.
Sagt er.
Weil er sich nicht so in die Sache reingehängt hat, wie er sich vielleicht hätte reinhängen sollen.
Sagt er.

Schuld ist natürlich die Form. Texte für einen Poetry-Slam oder eine Lesebühne machen sich zwar auch gut in gedruckter Form, aber sie sind trotzdem etwas völlig anderes.

Wahrscheinlich ist es wirklich schwierig, das Beste aus beiden Welten zu bekommen, was aber kein Grund ist es nicht zu versuchen.

Ich für meinen Teil hab jedenfalls festgestellt, dass ich von den den aufrechten Mädels und Jungs, die sich mit einem Packen Blätter in der Hand und einem Mikrofon vor dem Gesicht dem Gleißen der Scheinwerfer stellen, noch eine Menge lernen kann.

Ach ja: Dass Felix gut schreiben kann ist übrigens kein Wunder. Nach der Lesung hat er mir gestanden, dass ihn seine Eltern nach Felix Krull benannt haben.

Noch was: Ich habe "Die vermaledeite Bahn" vorgelesen. Und auf dem Weg nach Hause habe ich dann mitbekommen, wie er Schaffner einen Typen in Feldmoching aus dem Zug befördert hat, der nicht ganz bei sich war.
Das Leben hat öfters mal einen seltsamen Sinn für Humor...

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