27.02.2009

buch- und schwanzgesteuert

Ich habe nichts dagegen buchgesteuert zu sein. Überhaupt nicht.

Für jedes schlechte Buch das mich deprimiert, gibt es auch ein gutes, das mich wieder aus dem Sumpf holt. Aktuell ist es "Little Brother" von Cory Doctorow. Erstens ist es für lau zu haben, zweitens schreibt Doctorow so wie William Gibson gerne schreiben würde und drittens... drittens fällt mir nichts ein.

Also: buchgesteuert zu sein ist in Ordnung, schwanzgesteuert zu sein ist es nicht. Nur, ich bin auch nur ein Mann und kann wenig dagegen tun. Es ist einfach mit in die männlichen Schaltkreise verlötet. Zeig uns einen schönen, spärlich verhüllten Frauenkörper und wir können nicht anders als zumindest mal einen Blick drauf zu werfen, wenn nicht sogar mehrere. Setz uns eine schöne Frau vor, egal ob verhüllt oder nicht und du kannst sehen, wie unsere Temperatur steigt und unser IQ sinkt.

Damit kann man leben, manche werden sogar sagen, dass es damit erst so richtig lebenswert wird, aber da zieht noch mehr an unseren Fäden. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich bin außerdem noch angst-, hoffnungs-, faulheits-, gewohnheits-, hunger- und alles mögliche andere -gesteuert.

Zumindest ein Faktor wird vom 2. März bis 20. März teilweise wegfallen: der Hunger.

Damit wir uns nicht missverstehen. Ich werde Hunger haben. Ziemlichen Hunger sogar, denn wie alle Baha'i werde ich zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang weder essen noch trinken.

In den ersten zwei oder drei Tagen werde ich deswegen an fast nichts anderes denken. Meine Aufmerksamkeit wird um meinen Magen und um die Zeit bis zum Abendessen kreisen, aber danach wird es "Klick" machen und ich werde begreifen, dass nicht mein Magen mich kontrolliert, sondern ich meinen Magen.
Und ich werde wie jedes Jahr begreifen, dass ich mehr Kontrolle über mein Leben habe, als ich mir das sonst immer gerne einrede.
Ich kann eine Zeitlang auf Essen verzichten, wenn ich will.
Ich kann eine Zeitlang darauf verzichten von allem möglichen gesteuert zu werden wenn ich will.
Ich kann eine Zeitlang auf Bücher ver... äh, nö, so weit muss es ja dann doch nicht kommen...

4 Kommentare:

  1. wie gut für mich, dass viele buddhisten das fasten als "für den gott schädlich betrachten" ;)

    AntwortenLöschen
  2. äh.. meine Buddhismus-Kenntnisse sind schon ein wenig eingerostet.
    Warum denn schädlich?

    AntwortenLöschen
  3. Merkwürdig, merkwürdig. Seit ein paar Wochen hole ich Tag für Tag eines meiner Bücher aus dem Regal und stelle einen vorab festgelegten Satz ins Netz. - Eine Methode, das knappe Geld in nicht noch mehr Bücher zu stecken. Eine Art Fastenzeit, die - so will es mein Bücherregal - ziemlich glatt sieben Jahre dauern wird.

    Merkwürdig, merkwürdig. Beim Fastenbrechen, wenn man's so nennen will, gelangte gestern ein neues Buch in meine Hand, in dem ein Ausriss aus dem Herr der Ringe gleichsam einlädt, hier einmal vorbeischauen.

    Minder merkwürdig: Auf dieses Buch stieß ich bei der Bloggerei zu einem Buch von Carl Amery (siehe oben, ich gehe alphabetisch vor).

    Merwürdig: Gestern fand ich aus ähnlicher Motivation (immer noch bei einem Amery-Titel), erfreut von ihm doch noch einmal etwas Anständiges zu lesen, freundliche Worte von Henryk M. Broder über die Baha'i.

    Merkwürdig, merkwürdig: Heute folge ich dem Notizzettel aus dem Alice-Buch und lese hier, dass sein Verfasser diesem spirituellen Entwurf folgt.

    Es geschehen seit Beginn der Arbeit an vielen alten Büchern viele merkwürdige Zufälle. Leben & Lektüre, verstrickt.

    Habe gerade erst die Stelle passiert, in der erstmals von der japanischen Vergangenheit des Großvaters berichtet wird. Komme darauf zurück ...

    AntwortenLöschen
  4. Busy, busy, busy, wie die Bokononisten sagen.

    C. G. Jung nennt das natürlich Synchronizität.

    AntwortenLöschen

Was ich so lese