25.02.2009

Bones of the Dragon / Bones of the Caterpillar

Ich hab echt ein Problem.

Schlechte Bücher deprimieren mich. Noch dazu, wenn es schlechte Bücher von guten Schreibern sind.

Sie deprimieren mich so sehr, dass ich nicht mehr an mich halten kann und zum Rundumschlag aushole gegen schlechte Bücher, schlechtes Leben und das Schlechte an sich.

Ihr merkt schon: Ich bin immer noch nicht raus aus meiner depressiven Phase.

Fassen wir zusammen: Ich bin 29, hab das erste große Ziel meines Lebens (ein Buch zu veröffentlichen) am 15. Februar erreicht, stecke also mitten im post-natalen Tief, hab mich bei der Gelegenheit auch gleich verlobt und schließe aus dem komkludentem Handeln meines Arbeitgebers, dass mein Arbeitsvertrag nicht wie darauf angegeben Ende Februar ausläuft sondern ich auch weiterhin als Werbetexter meine Brötchen verdiene.

Läuft also alles, aber rationale Argumente hin oder her, wohl fühle ich mich nicht in meiner Haut. Wenn ich eine abgenutzte Metapher bemühen dürfte, dann würde ich sagen, dass es mit geht wie einer Raupe, die ahnt, dass sie sich bald verpuppen wird. Sie ist fett, träge und hat keine Ahnung ob sie das Zeug dazu hat ein Schmetterling zu werden oder auch nur ihr Raupendasein aufzugeben.

Bah! Abgeschmacktes Zeug! Knabenmorgenblütenträume! Und wer hat Schuld? Hickman und Weis natürlich. Genauer gesagt deren neues Buch "Bones of the Dragon: Dragonships of Vindras
"

Das fängt auch einfach, gut und simpel an wie eine Raupe. Man nehme einen jungen Wikinger-Typen, Marke "Held", ein paar Oger, die einen wertvollen Gegenstand klauen, einen verräterrischen Chefoberboss und einen Krieg der Götter, der für die Seite der Guten nicht gut ausgeht, mixe Drachenschiffe dazu, die ihren Namen alle Ehre machen und man hat eigentlich den Auftakt zu einer "Such-die-magischen-Gegenstände-zusammen"-Serie, die Spaß macht.

Eigentlich.

Aber Hickman und Weis versauen es. Das Buch ist eine Mogelpackung. Es ist noch nicht mal ein richtiges Buch. Es ist eine überlange Leseprobe. Und noch nicht mal eine besonders gute.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es ist gut geschrieben, keine Frage, aber die Story ist eine einzige Nasweisführung der Leser. Zumindest geht es mir so. Die ersten hunder Seiten oder so sind noch alles in Ordnung. Man freut sich auf blutige Kämpfe, Magie, Drachen, Seefahrt und die ein oder andere Göttererscheinung, aber dann kippt das ganze plötzlich und man findet sich in einer Schmierentragödie voller Lügen, Intrigen und Ränkespielereien wieder.

Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn mit den Erwartungen des Lesers gespielt wird, aber die Hauptfiguren werden so oft von einem neuen Licht beleuchtet, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, was nun eigentlich Sache ist. Fast schon systematisch werden dem Leser nach und nach seine Identifikationsfiguren entrissen, bis nur noch distanziertes Misstrauen zurückbleibt.

Das gilt auch geographisch. Wenn der Weg des Helden auf der Karte eine klare Linie ergibt, dann hat man meist auch eine gute Geschichte (stimmt wahrscheinlich nicht, klingt aber gut). Hier hat man zwar keine Karte, aber wenn man eine hätte, dann wäre sie voller Zickzacklinien, die kurz vor dem eigentlichen Ziel umkehren.

Und dann die Götter. Götter sind auch nur Menschen, und sie mal eins draufkriegen zu lassen ist legitim, aber durch die Art, wie die Menschen mit ihnen im Buch interagieren, werden sie viel zu schnell vermenschlicht. Man nimmt sie als Leser einfach nicht ernst. Man könnte sagen, dass die Fallhöhe fehlt, um aus ihrer Geschichte eine Tragödie zu machen. Und ohne Tragödie bleibt nicht viel.

Es gibt nur eine Stelle in dem Buch, die mich positiv überrascht hat: Die in der Skylan, der neue Chef der Chefs der Vindrasi auf seinem Drachenboot sitzt, das ihn durch den Nebel einem unbekannten Ziel entgegenträgt. In Gestalt seiner Frau erscheint ein Rachegeist, der ihn Nacht für Nacht zwingt mit ihm das Brettspiel "Dragonbones" zu spielen. Unheimlich...

Das hat was von der Kraft der Geschichten von E. A. Poe. Passt zwar überhaupt nicht zum Rest vom Buch, aber es hat zumindest was...

So und was mache ich unverpuppte Raupe nach dieser vernichtenden, einsichtsvollen Kritik? Jedenfalls nicht den nächsten Band lesen.
Mich bemühen bessere Geschichten zu schreiben. Wie Alice on Speed

Ach ja: apropros Kritik: Albert Knorr sucht Testleser für seinen Thriller.
Ich hab mich daran versucht, aber mir hat's schon nach dem ersten Absatz schon gereicht. Das ist einfach nicht mein Stil. Ganz und gar überhaupt nicht.
Was aber nicht heißen soll, dass ich die Testleseaktion an sich schlecht finden würde.

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