Ich bin ein wenig enttäuscht. Vor einiger Zeit habe ich versucht "Nostromo" von Joseph Conrad etwas abzugewinnen und habe nach den üblichen 100 Seiten + X aufgegeben.
Jetzt habe ich "Das Herz der Finsternis" gelesen und in ein paar andere Texte hineingeblättert und obwohl ich mir da noch einiges abschauen kann, was das geschickte erzeugen von Atmosphäre betrifft, war "Das Herz der Finsternis" nur deswegen ein Leseerlebnis, weil "Apocalypse Now" einer meiner Lieblingsfilme ist und ich immer die Brachialästhetik aus dem Film zum Vergleich hatte.
Was nicht bedeuten soll, dass die Geschichte es nicht geschafft hätte, eigene Bilder heraufzubeschwören, aber den Schauplatz in den Vietnam-Krieg zu verlegen war ein Schachzug, der im Nachhinein irgendwie zwingend notwendig erscheint und das Buch zu einer bloßen Vorstufe macht.
Überhaupt lebt Conrad für mich aus dem, was man später aus seinem Werk gemacht hat. Immer spielt dabei das Kino eine Rolle. "Nostromo" taucht als Name eines Raumschiffes in "Alien" wieder auf. Lothar-Günter Buchheim, der Verfasser von "Das Boot" war ein großer Fan von Conrad und hatte "Der Spiegel der See" mit im U-Boot.
Wahrscheinlich bin ich zu abgestumpft, als dass ich die sanften Töne Conrads so richtig würdigen könnte. Wenn E. A. Poe zu sehr auf die Tube drückt, um Stimmung zu machen, hält sich Conrad zu sehr damit zurück. Aber das ist Geschmackssache und einen Versuch ihn zu lesen ist Conrad auf jeden Fall wert.
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