14.12.2007

Möchtegernfantasyschriftsteller: Nicht aufgeben!

Ich hab letztens mit großem Vergnügen folgenden Text gelesen, der Fantasy-Schreibern schneidend genau um die Ohren haut, was man oft in deren Kreisen findet: Viel Enthusiasmus, wenig Ahnung und noch weniger Kritikfähigkeit. Gut, das mit der Kritikfähigkeit steht da nicht so drin, aber hat man einen Teil gesehen, kennt man das Ganze.

Daneben gibt es noch diese Buchbesprechung in der bestimmt zum 1000sten Mal darauf hingewiesen wird, dass um Tolkien keiner herumkommt, aber wehe jemand kommt in den Verdacht zu nahe an ihm dran zu sein!

Uh-oh! Hier scheint was im Argen zu liegen im Staate Dänemark... Das böse Monster Mainstream frisst das Fantasy-Genre, verdirbt die Jugend und behauptet möglicherweise auch noch im Besitz von Massenvernichtungswaffen zu sein.

Und keiner scheint was dagegen zu unternehmen. Wo ist Conan, wenn man ihn braucht?

Deswegen nehme ich mir als interessierter Laie mal die Freiheit sämtliche Fakten außen vor zu lassen und eine flammende (nicht ganz ernst gemeinte) Rede auf dem Schlachtfeld der Literatur zu halten. Auf der einen Seite des Feldes die bösen Verlage mit ihren Panzern, auf der anderen Seite die mit Dreschflegeln und Forken bewaffnete Freischärlerschaar der Möchtegernschriftsteller, insbesondere der Fantasy-Schriftsteller. Also. Los geht's!

Mitschreiber, Enthusiasten, Phantasten!

Ihr könnt stolz auf euch sein! In jahrelangen Anstrengungen habt ihr unzählige Welten erschaffen, Abenteuer bestanden und den Weg von unzähligen Helden begleitet. Ihr wart ein Trost den Hilflosen, ein Stecken den Wanderern und ein Gräuel den Nekromanten, Drachen und Orkchefoberbossmastern. Nur der Inkompetenz und Sturheit der Verlage ist es zu verdanken, dass eure Werke keine Chance bekommen haben von allen gelesen und von Hollywood verfilmt zu werden. Nur der Verlage wegen ist euch euer wohlverdienter Ruhm verwehrt geblieben, oder zumindest die Chance euch zu beweisen.

Aber lasst euch von diesem übermächtigen Gegner nicht den Schneid abkaufen! Schreibt weiter! Rennt weiter gegen die Tore und Toren der Verlage an! Erschafft weiter Welten und führt eure Helden durch unbekannte Orte.

So und jetzt auf in den Kampf, ich muss jetzt leider weg, hab noch was vor...

Und jetzt noch mal halbwegs ernsthaft: Es gibt hier wirklich ein Problem, aber ich denke man muss es eher bei der Frage suchen: Warum schreibe ich?
Schreibe ich weil es Spass macht? Dann brauche ich keine Bestätigung von außen und auch die Verlage können mir völlig egal sein.
Oder schreibe ich um Geld zu verdienen? Dann ist eine Festanstellung als Redenschreiber, Copy-writer oder PR-Mensch wahrscheinlich eher das Richtige.
Oder schreibe ich, weil ich möglichst viel Anerkennung von möglichst vielen Menschen will? Dann muss ich Texte schreiben, die möglichst vielen Menschen gefallen und ziemlich viel von dem vergessen, was mir selbst gefällt.
Es gibt natürlich auch noch andere Gründe Fantasy zu schreiben, aber für die wenigsten von ihnen sehe ich die Verlage als wichtigen Bestandteil.

Wenn, oder besser bevor ihr also etwas schreibt, macht euch Gedanken darüber, warum ihr es tut und welche Erwartungen ihr an euere fertigen Werke habt. Dann gibt es am Ende weniger Frustration. (Kann aber auch sein ihr steht drauf, dann lasst es *g*) Vielleicht geht es euch ja gar nicht so sehr um das Schreiben an sich, sondern um die Menschen, die ihr dabei treffen könnt. Menschen, die in der gleichen Welt leben wie ihr, oder diese Welt zumindest auch für möglich halten. Ein Manuskript ist manchmal nichts weiter als eine Eintrittskarte. Und Eintrittskarten werden nach dem Konzert oder der Party höchstens noch aus nostalgischen Gründen aufgehoben, meistens aber werden sie weggeworfen.
Traut euch dazuzulernen und wegzuwerfen was nichts (mehr) taugt. Traut euch, euch selbst in Frage zu stellen und herauszufinden, ob ihr das, was ihr macht wirklich cool, unterhaltsam oder wichtig findet. Tretet einen Moment ein paar Schritte zurück und seht euch als Teil des Mobs in dem ihr steckt. Was macht euch einzigartig? (Warum) werden eure Kinder und Enkel eure Manuskripte aufheben, wenn ihr mal tot und begraben seid? Werden sie es aufheben weil es eben das Zeug ist, das Opa geschrieben hat und das sich keiner wegzuschmeißen traut? Oder weil es richtig wertvoll geworden ist?

Es spricht nichts dagegen noch tausend weitere Geschichten zu schreiben in denen ein F/G/Drodo einen Ring/Dolch/magischen Gegenstand zu einem Vulkan/Magier/Bankschalter bringen muss, um ihn dort zu zerstören/reklamieren/umzulakieren. Echt nicht. Das tut nun wirklich niemandem weh und wird immer wieder gern gelesen. Vor allem, wenn es gut geschrieben ist. Und ich bin der Meinung, wenn etwas wirklich gut geschrieben ist, könnt ihr euch damit alles erlauben. Schaut euch doch bloß mal in der Literatur um: Ein Theaterstück über Leute, die auf einen Godot warten, der nicht kommt? Ein Roman darüber was einer an einem 16. Juni macht und denkt? Noch ein dicker Roman darüber, dass einer in ein Lungensanatorium fährt und da lange bleibt? Ganz dumme Ideen, wenn ihr mich fragt, aber Weltliteratur. Ich kann euch auch nicht erklären warum, aber so ist es.

Aber es gibt mehr als Tolkien-Klone und ihr könnt auch mehr. Das fängt damit an, dass ihr euch erstmal schlau machen müsst, was es alles an Angebot gibt, was euch davon gefällt und wo ihr es herbekommt. Dann müsst ihr das nur noch lesen. Damit ist schon viel erreicht.
Zum einen für euch selber. Garbage in - garbage out. Füttert euer Gehirn mit hochwertigem Futter und es wird es euch mit gutem Output danken.
Zum anderen für den Markt. Ja, ich weiß, der Markt ist böse, aber wenn ihr nur Scheiß kauft, ist es kein Wunder, dass nur Scheiß angeboten wird.

Und hier geht die Reise erst richtig los. Lasst mal bei Seite was ihr über Fantasy zu wissen glaubt und schreibt was neues. Ihr braucht weder Elfen, Orks, Magie, den Kampf zwischen Gut und Böse oder eine Karte am Anfang eurer Geschichte. Glaubt ihr mir nicht? Na gut, ein oder zwei von diesen Sachen werdet ihr schon brauchen, aber der Punkt ist, dass es keine Vorschriften gibt, wie eure Fantasy auszusehen hat.

Und deswegen macht ihr das ja auch, oder? Um etwas zu erschaffen, dass nur in eurem eigenen Kopf entstehen konnte. Blöd nur, wenn der Nachbar genau das gleiche schreibt...
Also schaut was euer Nachbar macht und macht was anderes.

Also: Nicht aufgeben, nicht so ernst nehmen, weiterschreiben, weiterträumen. Und mir eins vor den Latz knallen, wenn ihr anderer Meinung seid.

2 Kommentare:

Was ich so lese