24.04.2009

Grizzly Man [Review]

Grizzly-Bären machen meine Kühe nicht scheu, sie sind mir also ziemlich egal. Und in Werner Herzogs Film geht es ja auch nicht um die Bären, sondern um Timothy Treadwell, den "Grizzly Man".

Der Mann sieht aus wie eine Mischung aus Mickey Rourke, Woody Harrelson und Prinz Eisenherz und seine Geschichte hat mich doch tatsächlich zum Flennen gebracht.

Lässt er sich doch tatsächlich von einem Bären fressen...

Aber der Reihe nach.

Erzählt von Herzog selbst wird der Lebensweg des Sonderlings nachgezeichnet. Von einer ganz normalen US-Amerikanischen Schulzeit über ein Sportstipendium, das er wegen eines Rückenleidens abbrechen musste und von da ab schnurstracks bis zum Alkoholismus und zur ersten beinahe tödlichen Dosis von Drogen.

Und dann zu den Bären. Wie und warum Treadwell diese Tiere als seine persöhnlichen Schutzpatrone entdeckt hat bleibt unbeantwortet, wahrscheinlich weil es darauf einfach keine Antwort gibt.
Jedenfalls begann er eine Beziehung zu den Bären aufzubauen, die sein Leben grundlegend veränderte. Wie im Film von einer religiösen Erfahrung zu sprechen ist da bestimmt nicht verkehrt, denn wenn jemand so viel Freude aus seinem neu entdeckten Leben ziehen kann und sogar bereit ist, es selbst mit dem sicheren Tod vor Augen weiterzuleben, dann hat das oft etwas mit Religion zu tun.

13 Sommer lang hat Treadwell mit den Bären gelebt, bis er den fatalen Fehler begangen hat seine Gewohnheiten zu durchbrechen und länger zu bleiben, als üblich. Die Grizzlys, mit denen er vertraut war, hatten sich zu ihren Winterschlafplätzen begeben und die Bären, die sich noch in der Gegend aufhielten kamen von außerhalb und hatten sich noch nicht genug Fett für den Winter angefressen.

Was soll ich sagen? 'Man is tiger food' und manchmal eben auch Bärenfutter...

Timothy war nicht allein als er starb, obwohl er sich selbst als einsamen Streiter für die Rechte der Bären stilisierte. Seine Freundin Amie Huguenard war bei ihm. Und die Kamera, die auch während der tödlichen Attacke lief.

Aus Treadwells Sicht war wahrscheinlich die Kamera der wichtigere Begleiter auf seinen Reisen. Er hatte etwas Erfahrung als Schauspieler und so achtete er darauf, dass er immer das gewünschte Bild von sich präsentierte - Sonnenbrille, Bandana, frisch gewaschenes Haar.

Herzog lässt keinen Zweifel daran, dass Treadwell einen Knacks hatte. Er nennt das 'den Kampf mit den inneren Dämonen', aber ich glaube da missversteht er Treadwell. Das was an Wahnsinn aus dem manchmal überdrehten, manchmal melancholichen Wesen Treadwells durchscheint, ist nicht der Kampf, sondern dessen Narben.

Gleichzeitig auch die Narben einer herbeigesehnten Metamorphose. Treadwell ist von der Welt der Menschen enttäuscht. Er hat am eigenen Leib erfahren, wie leicht man vom Weg abkommt.
Wäre es da nicht schön, ein Bär zu sein?

Herzog ist ntürlich anderer Ansicht. Er sieht in der Natur keine heile Welt, sondern einen unablässigen Kampf um's Überleben, in dem der Mensch bestenfalls Opfer oder Täter sein kann, niemals so etwas wie ein Freund.

Man kann darüber denken, wie man will. Für Treadwell hat es funktioniert, er war sich der Gefahr bewusst und auch Herzog konnte sich der Faszination nicht entziehen, sonst hätte er diesen Film nicht gemacht.

Für alles andere gilt ein Zitat von einem von Treadwells Freunden:

"So lange es die Kühe nicht scheu macht, ist es mir egal."

2 Kommentare:

  1. yep. der film ist durchweg fantastisch. und der typ ziemlich »durch«. viel mehr creepy fand ich dann allerdings doch den gerichtsmediziner. :)

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  2. Stimmt. Der Gerichtsmediziner war unheimlich. Ist wahrscheinlich eine Berufskrankheit.

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