24.11.2008

Das Expose, das unbekannte Wesen

"Die wollen eine WAS!?", fragt sich mancher unerfahrene Autor, wenn ein Verlag ein Expose, eine Inhaltsangabe, eine Zusammenfassung und / oder eine Leseprobe des Manuskripts haben will. Von einem "literarischen Lebenslauf" ganz zu schweigen.

Lasst mich das also mal für euch im Internet und in meinem Hirn googlen.


Das Expose: Zeit, die Hosen runterzulassen.
Ein Expose zu schreiben ist eigentlich ganz leicht, aber dennoch eine Kunst für sich und wenn ihr damit Probleme habt, dann bittet jemand anderen, das für euch zu erledigen. An Formulierungen könnt ihr danach immer noch drehen.

Das Expose soll nur einige Seiten umfassen und das Manuskript auf die wichtigsten Themen, Personen und Merkmale herunterdampfen (bis ca. maximal 4 Seiten). Wenn es keinen richtigen Plot gibt, dann schreibt das so rein, wenn der Held am Ende stirbt, dann wird das gefälligst verraten. Das Expose hat seinen Namen davon, dass es nichts der Fantasie überlässt.
Literarischer Hardcore-Porno, also.

Glaubt mir, Lektoren stehen darauf.


Die Inhaltsangabe oder Zusammenfassung: Gute Wertarbeit nach Deutscher Industrienorm.
Ja, die DIN-Norm DIN 1426 legt tatsächlich fest, wie eine Inhaltsangabe auszusehen hat.

"Als Inhaltsangabe im Sinne dieser Norm gilt jede verkürzte Darstellung des Inhalts eines Dokuments."

Das geht in drei für euch relevanten Hauptformen:

1. Auszug: Das Dokument wird in wichtigen Teilen im Original wiedergegeben.
2. Kurzreferat (Abstract): Die inhaltlichen und stilistischen Bestandteile ohne Wertung.
3. Rezension (Besprechung): Inhaltliche und stilistische Bestandteile mit Wertung.

Vergesst das mit dem Auszug und der Rezension wieder, von euch wird ein Kurzreferat verlangt (um die 2 Seiten lang, im Präsens verfasst) in das ihr aber gern Zitate einbauen dürft, um das Ganze ein wenig aufzulockern.


Das Fazit oder Resümee: Ihr seid im falschen Film.
Die wenigsten Verlage werden ein Fazit oder ein Resümee von euch verlangen, denn das gehört eher in die wissenschaftliche Ecke. Wenn doch schreibt eine Inhaltsangabe mit vielen blumigen Ausdrücken.

Die Leseprobe: Auf den richtigen Happen kommt es an.
Schnappt euch eine Stelle aus eurem Buch, die Laune macht weiterzulesen.
Das kann der Anfang sein, weil ihr euch auskennt und sowieso nur Manuskriptanfänge voller Widerhaken schreibt, oder eine spannende Szene irgendwo im Buch.

Aber sie sollte nicht zu sehr nach Kliffhanger stinken, sondern schon noch einigermaßen repräsentativ für euer Buch sein. Wenn zum Beispiel der Held davon träumt, wie er mit seinen Horden über die putzigen Blümchenelfen herzieht und das ganze nicht als Traum erkennbar ist, macht das zwar Spaß, könnte aber einen falschen Eindruck vermitteln.

Überlegt euch statt dessen lieber, zwei kürzere Textstellen auszuwählen.

Der (literarische) Lebenslauf: Lasst bitte die Praktika weg.
Lebensläufe sind wie Schraubenschlüssel. Sie ähneln sich, aber man muss wissen, wann man einen 13er braucht und wann einen 10er, um nicht blöd dazustehen.

Als Neuling wird es sich deshalb kaum lohnen, einen ausführlichen Lebenslauf zu verfassen, denn in dem sind eh nur die Veröffentlichungen, Preise und Stipendien interessant.
Spart euch und dem Verlagsmenschen Zeit und lasst einfach ein paar Zeilen mit eurem Geburtsdatum und ein paar Informationen zu euch einfließen. Wohnort, derzeitige Tätigkeit, relevante Hobby, solche Sachen.


Das Anschreiben: Was weiß denn ich?
Ich war mit meinen Anschreiben immer ziemlich spontan. Hab geschrieben, warum ausgerechnet dieser Verlag, was ich anzubieten habe und was ich glaube, wer das lesen will.
Eine Seite, nett und ordentlich, die keinem weh tut. Seid entspannt. Versucht nicht zu viel Bedeutung in euer Anschreiben zu legen. Legt einen Antwortumschlag bei, wenn ihr nett sein wollt.

Oder, was mir lieber wäre: Seid kreativ. Schmeißt Konventionen über den Haufen und habt Spaß dabei. Schreibt mit Drachenblut auf Orkhaut oder legt einen verfluchten Ring bei, mit dem Hinweis, dass er den Verlag in den 5. Kreis der Hölle ziehen wird, wenn nicht umgehend eine positive Antwort auf das Angebot kommt.
Ich denke die Leute bei den Verlagen, die die Post öffnen sind harte Knochen, die schon alles gesehen haben.
Die halten so was aus...

1 Kommentar:

  1. Irgendwo dazwischen auch einen 500-Euro-Schein für den Gutachter platzieren. Und zwar so, dass die bei der Poststelle ihn nicht direkt finden, sondern erst derjenige, der wirklich die Seiten umblättert. Wenn der Schein bei Rücksendung des Manuskripts noch drin sein sollte, ist das ein Beleg für monumentales Desinteresse. Wenn bei Rücksendung des Manuskripts der Schein fehlen sollte, dies bitte als Werbungskosten von der Steuer absetzen.

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