15.10.2008

Reich-Ranicki, abgelehnte Preise und ein kleiner Rant


Ich möchte auch mal in die Situation kommen, einen Preis ablehnen zu können.

Im Moment scheint es ja mal wieder sehr in Mode zu sein, etwas verliehen zu bekommen und dann

a) nicht zur Verleihung zu erscheinen

b) den Preis nicht anzunehmen

c) den Preis zurückzugeben

Das haben Schriftsteller und Literaturleute schon immer gern gemacht. Ist ja auch kein Wunder. Literatur und Preise vertragen sich nicht besonders. Literatur ist schließlich kein Wettbewerb.

Entschuldigung. Literatur ist natürlich doch ein Wettbewerb.

Wer sich gut vermarktet, bekommt einen Preis, wer viele Preise bekommt, wird häufiger gekauft, wer häufiger gekauft wird kann sich gut vermarkten. Bis es keinen mehr interessiert, dass man noch einen Preis gewonnen hat.

Spontane Kontrollfrage: Wie heißt der Kerl, der dieses Jahr den Literaturnobelpreis gewonnen hat? Die Antwort gibt es nach der Werbung.








Na? Gewusst ohne nachzuschauen?
Richtig, Jean Marie Gustave Le Clézio.


Wenn es also mal so weit ist, dass man schon zu viele Preise im Regal stehen hat, dann gibt es nur noch eines was man tun kann und zwar die Regeln brechen und nein zum Preis sagen.

Sicherlich gibt es im einzelnen bestimmt jedes Mal gute Gründe dafür, einen Preis nicht anzunehmen oder ihn zurückzugeben, aber guter Stil ist das nicht und ich bin mir sicher es gibt auch jedes Mal bessere Methoden seinem Unmut Luft zu machen.

Nehmen wir zum Beispiel den aktuellen Fall Reich-Ranicki. Er hätte für das Literarische Quartett ausgezeichnet werden sollen und hat den Preis ausgeschlagen. Nicht etwa weil ihm der Umgang mit seiner Person oder mit seiner Sendung nicht passt, sondern weil er Scheiße findet, was momentan so im Fernsehen läuft.

Hä?

Bin ich der einzige der sieht, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat? Das ist so als würde man Tolkien einen Preis geben, den der dann mit Blick auf den derzeitigen Zustand der Fantasy-Literatur ablehnt.

Oder so ähnlich... O_o

Jedenfalls passt da irgendwas nicht zusammen.

Klar, wer über das Fernsehen schimpft kann genauso wenig falsch machen wie einer, der über die USA schimpft, aber keiner wird gezwungen sich Sendungen anzusehen, die Uneingeweihten ebenso viel sagen wie ihre Abkürzungen.

Aber sich darüber aufregen bringt doch auch nichts. Dann doch besser dem Beispiel von Roger Willemsen folgen und sich still und heimlich aus dem Fernsehen verabschieden, wenn man keine Lust mehr darauf hat.

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