23.10.2008

Mannigfaltiges

Ich lese zur Zeit "Die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens", eine monatlich erscheinende Romanzeitschrift, die von 1876 bis 1962 durchgehalten hat.

Im Moment sind es Bände aus den Jahren 1901 / 1902 und vor allen der letzte Teil mit den mannigfaltigen Nachrichten erinnert mich an Geekologie, Neatorama und Co.

Da ist zum Beispiel die Rede von einem Französischen Verbrecher (Jean Baptist Mouron), der wie vor 200 Jahren üblich zu 100 Jahren und einem Tag verurteilt worden ist. Er war 16, ein echter Sturkopf und hat die Sache doch glatt durchgezogen. Selbst als diese Art der Strafe abgeschafft wurde, hat er sich geweigert eine Begnadigung zu akzeptieren und sein Gefängnis zu verlassen. Mit 116 Jahren wurde er dann als gefeierte Persönlichkeit entlassen und lebte noch ganze drei Jahre.

Eine weitere Anekdote handelt von Leuten die durch Kleinigkeiten in Ruin und Tod getrieben wurden. So zum Beispiel ein Englischer Eisenbahnunternehmer (Purbeck Jones), der eine Strecke in Indien bauen sollte. Als Sicherheit sollte er eine gewaltige Summe hinterlegen, die ihn an den Rand seiner finanziellen Möglichkeiten brachte. Er verschloss die Papiere also sicherheitshalber in seinem Save in London, musste aber am Tag an dem er sie übergeben sollte feststellen, dass er den Schlüssel dafür in Indien vergessen hatte.
Der Save war so gut konstruiert, dass in selbst die Schlosser, denen er 500 Pfund für's knacken geboten hatte, ihn nicht mehr aufbekommen haben.
Der englische Geschäftsmann verlor den Auftrag, sein Vermögen und schließlich den Verstand. Er beschloss sein Leben in einer Irrenanstalt. Hier geht es zu einem miserablen Scan der originalen Nachricht auf Englisch.

Mann, da steckt Leben drin! Ideen! Inspiration! Und nicht nur wenn man auf Steampunk steht und in diese Richtung schreiben will. Vor allem kann man daraus lernen, dass sich zwar vieles ändert, aber ein paar grundlegende Dinge gleich bleiben.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass es schon um 1900 Fitness-Center mit Kraft-Maschinen gab, die man als Schreibtischarbeiter unter Anleitung eines Trainers für dreißig Minuten oder eine Stunde am Tag nutzen konnte?

Wie in meinem liebsten Buch der Bibel steht:

"Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne." (Kohelet 1,9)

Wahr, aber auch falsch. Es geschieht nichts Neues, aber es geschieht auf eine neue Art und Weise - optimalerweise. Meist wird aber nur Vorhandenes wiedergekaut.

Also: Macht euch eure Nasen staubig und lasst euch inspirieren.

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