27.08.2008

Die Asche meiner Schwester [Review]



Ich könnte an Cornelias Buch "Die Asche meiner Schwester" herrummäkeln.

Ich könnte ins Detail gehen und all die Dinge zerpflücken, die mich daran stören. Aber ehrlich gesagt mag ich nicht.

Nicht, weil ich Cornelia (zumindest virtuell) kenne, sondern weil es die Erzählung einfach nicht verdient hat.

Gut, vielleicht könnte man sich bei der hauptsatzreichen Sprache ein wenig mehr Getragenheit wünschen, aber andererseits sind die zahlreichen humoristischen Einsprengsel der Erzählerin, die von einem Road-Trip quer durch Europa erzählt, genau das, was dem ganzen Persönlichkeit verleit.

Über Stil kann man sich eben streiten. Ich mag halt Nebensätze, ausufernd mit überbordenden Adjektiven und Verschränkungen, Überlagerungen und Manirismen aller Art...

Der Leser wird von Anfang an in eine Familiengeschichte hineingeworfen, genauer gesagt in das nicht ganz einfache Verhältnis zweier Schwestern. Ein paar sorgfältig gesetzte Schlaglichter bereiten die Bühne für den Hauptteil des Buches vor: Die Asche der kürzlich verstorbenen Schwester nach Nordafrika zu bringen und dort zu verstreuen.

Neben, oder besser hinter der Erzählerin ist noch ein arbeitsloser Psychologe, der die Schwester während eines humanitären Projektes in Indonesien kennen gelernt hat und sein alter Hund mit von der Partie, die wenig mehr sind als ein Kondensationskern, an dem sich die Gefühlswelt der Erzählerin auskristallisieren kann.
Der Hund, der in Afrika zurückbleibt, heißt Napoleon, an den Namen seines Herrchens kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern, so konturlos ist er. Einzig seine zucker-affine Ernährungsweise hallt noch länger nach.
Er erinnert mich an manche jämmerliche Männergestalt aus den Büchern von Binnie Kirshenbaum.

Und wenn wir schon mal bei Literatur von Frauen sind: Man merkt, dass das Buch von einer Frau geschrieben wurde. Etwa weil ich noch nicht mal dem blassen Psychologen den Satz "Danach haben wir es nicht mehr probiert." zutraue, wenn es um Sex geht. So was sagt ein Mann einfach nicht, oder täusche ich mich da?

Aber im Gegensatz zu mancher Fantasy-Literatur ist es gut, dass man das merkt. Fragt mich nicht warum, ich bin kein Held, was die Art von Literatur anbelangt.

"Die Asche meiner Schwester" begnügt sich mit Andeutungen, wenn es um Gefühle geht, aber genau das macht die Stimmung des Buches aus.
Es gibt viele Arten "Die Asche meiner Schwester" zu lesen, aber ich denke die wirkungsvollste ist, das Buch laut vor einem Publikum vorzutragen.

Eine Sache kann ich der Erzählung bzw. Cornelia aber doch vorwerfen: Sie ist knapp unter ihren Möglichkeiten geblieben. So eine Kritik sagt sich leicht, aber ich denke mit ein wenig mehr Abstraktion oder ein wenig mehr methaphorischer Aufladung der Erlebnisse während der Reise hätte das Buch noch ein wenig eleganter sein können.

Ein Beispiel: Während der Fahrt durch Spanien platzt ein Vorderreifen, das Auto der Erzählerin schrammt gegen die Leitplanken und sie trägt eine Platzwunde davon - sonst aber nichts. Keine Erkenntnis, keine Wesensveränderung keinen Wert für die Handlung. Nicht dass man daraus etwas hätte machen müssen, aber man hätte machen können oder man hätte weglassen können.

Trotzdem: Kauft euch das Buch, macht Cornelia reich und euch ein wenig belesener.

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