26.05.2008

Speaker for the Dead

von Orson Scott Card

Ich bin enttäuscht. Nachdem ich endlich "Ender's Game" gelesen hatte, habe ich mir gleich darauf "Speaker for the Dead" angeschafft, um zu lesen, wie es mit Ender weitergeht und welche Wendung das Buch am Ende nimmt.
Ich hab halt gedacht O. S. Card ist so einer wie Richard Adams, der einen überraschen kann, aber momentan meine ich, er ist eher so einer wie Frank Herbert, der auch eine ganze Menge Zeugs geschrieben hat, womit ich nichts anfangen kann und der dem Erfolg seiner eigenen Serie auf den Leim gegangen ist.
Vielleicht hätte mich sein Vorwort stutzig machen sollen, in dem er beschreibt, dass er "Ender's Game" nur deshalb zum Roman ausgearbeitet hat, weil er eine Basis für "Speaker for the Dead" gebraucht hat und dass er gleich noch einen weiteren Roman drangehängt hat, weil seine Agentin eine Trilogie besser verkaufen konnte...
Nichts gegen O. S. Cards Schreibkünste, aber mit diesem Buch konnte ich absolut nichts anfangen.

Es sind 3000 Jahre vergangen seit Ender den Buggern den Garaus gemacht hat und er hat ein Buch über sie geschrieben, das zur Grundlage von so etwas wie einer Religion geworden ist. "Ender" ist inzwischen ein schlimmeres Wort als "Adolf Hitler", "Graf Drakula" und "Charles Manson" zusammen und die 100 Welten der bewohnten Planeten verdammen das, was Ender getan hat.
Der zieht inzwischen mit seiner Schwester als Sprecher für die Toten durch die Gegend und versucht herauszufinden, was einen Verstorbenen eigentlich ausgemacht hat.
Er wird nach Lusitania gerufen, einem Planeten, auf dem die bisher einzige andere intelligente Lebensform entdeckt worden ist: Die Piggies. Inzwischen ist man vorsichtig geworden und die beiden Forscher, die als einzige mit ihnen in Kontakt treten dürfen müssen um jeden Preis verhindern, dass die Piggies etwas von den Menschen lernen.
Schön und gut, aber die Piggies haben Stark, die Gemeinsprache der Menschen gelernt und schon allein daraus müssten sie mehr erkennen, was man von zwei Forschern lernen kann.
Die Sache geht natürlich in mehrerer Hinsicht in die Hose und nacheinander werden zwei der Forscher von den Piggies getötet. Die Kinder der Forscher treten in ihre Fußstapfen und bringen es nicht übers Herz die Piggies verhungern zu lassen, bloß weil ihnen das Wissen zum Ackerbau fehlt.
Ender lässt seine Schwester zurück und beginnt auf dem Planeten seine Nachforschungen anzustellen. Brilliant wie er ist hat er schnell raus wer was zu verbergen hat, aber Jane, die künstliche Intelligenz, die ganz versessen auf Ender ist, alarmiert die 100 Welten, dass die Forscher gegen das Gesetz verstoßen haben und die Kolonie auf dem Planeten muss sich entscheiden, ob sie eine Rebellion beginnen wollen, um ihr bisheriges Leben auf dem Planeten weiter gewährleisten zu können.
Wenn ich so drüber nachdenke ist das der zweite Punkt, den ich nicht verstanden habe. Warum verrät Jane die Forscher?
Und damit hört es nicht auf. Es gibt noch weitere Unstimmigkeiten, vor allem was die Motivation der einzelnen Personen anbelangt. Ender reist in Lichtgeschwindigkeit nach Lusitania, aber für seine Schwester vergehen währenddessen 22 Jahre. Aber es vergehen einige Tage, bis er sich wieder bei ihr meldet.
Und dann ist da noch der Kokon mit der Schwarmkönigin der Bugger, den er dabei hat, der aber so gut wie gar nichts zum Verlauf der Handlung beiträgt. Man kann die Königin nicht gut rauslassen, aber trotzdem ist sie ein weiterer Störfaktor.

Das Buch ist gut geschrieben, keine Frage, sonst hätte es nicht den Hugo Award und den Nebula Award gewonnen, aber an wichtigen Stellen hakt es ganz einfach. Nicht zuletzt bei Ender selber, der viel von seiner Faszination verloren hat. Wenn mich niemand von euch vom Gegenteil überzeugt werde ich jedenfalls so schnell kein Buch mehr von O. S. Card anfassen (das nächste in der Ender-Reihe wäre "Xenocide") und versuchen "Ender's Game" in guter Erinnerung zu behalten. Daran hat nämlich alles gestimmt.

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