31.05.2008

Indiana Jones und das Königreich der verpassten Chancen [Movie Review]

Ich komme gerade aus dem neuesten, 4. Indiana Jones Film "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels". Ich hab vorher noch in der Buchhandlung in ein paar Begleitpublikationen wie seinem Tagebuch geblättert und mich auf den Film gefreut. Zeichnungen von Artefakten und alte Schriften haben Lust auf mehr gemacht und die Hitze des Tages war eigentlich perfekt für diese Art von Film.

Aber der Film war nicht perfekt für diese Art von Tag. Es gibt eine Sequenz, die mir im Gedächtnis bleiben wird, weil sie genau für das steht, was Indiana Jones immer für mich ausgemacht hat: Auf der Flucht vor KGB-Agenten gelangt Indy in ein nettes kleines 50er Jahrestädchen, das irgendwo mitten im Nichts errichtet ist. Er geht in ein Haus, in dem der Fernseher läuft und findet darin nichts weiter vor als eine Plastikpuppenfamile mit Plastikhund und Plastiknachbarn - im Grunde also eine ganz normale Kleinstadt der 50er.
Unversehends ist Indy in eine bloße Kleinstadtkulisse hineingestolpert, die keine halbe Minute darauf von einem Atombombentest weggefegt wird.

Was diese Sequenz für mich so stark macht, sind nicht die beeindruckenden Effekte und der brachialästhetische Atompilz, sondern die Beziehung, in der Indy zur Welt steht. Sie ist eine Kulisse. Tödlich, aber nur inszeniert. Und er, der Held, marschiert durch diese Kulisse um sein eigentliches Ziel zu erreichen: ein archäologisches Rätsel zu lüften und dabei den Schergen des Bösen in den Arsch zu treten. In allen bisherigen Filmen befindet sich Jones in einer Welt, die nicht die seine ist. Weder in der Universität, noch draußen bei seinen Abenteuern. Und weil er nicht in diese Welt passt, kann er sie kennen lernen, ihre Regeln brechen und dabei auch noch eine gute Figur machen.

Aus der Diskrepanz entspinnen sich Spannung und Witz. Indem Indiana Jones als gebildeter Laie eine fremde Welt entdeckt, hat auch der Zuschauer die Chance sich seinen eigenen Reim auf diese Welt zu machen.

In "Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel" ist das anders. Indy ist nicht mehr als der rote Faden, der sich durch eine Erzählung zieht, die seiner nicht bedarf. Natürlich hat er eine Funktion im Film, aber nicht wie in den anderen Filmen eine erklärende. Er verkommt zum alternden Action-Helden, der am Ende fast häuslich wird.

Und noch etwas anderes stört mich an diesem Film: In allen anderen ist das Artefakt, das was am Schluss der Suche steht, was auch logisch ist. In Jäger des verlorenen Schatzes ist es die Bundeslade, deren Schicksal erst ganz zum Schluss geklärt wird (sie hat übrigens im aktuellen Film einen Cameo-Auftritt), im Tempel des Todes sind es alle drei heiligen Steine, die zurückgebracht werden müssen und im letzten Kreuzzug ist es der Gral, der schlussendlich doch für immer unerreichbar bleibt.

Im Königreich der Kristallschädel hat das Artefakt eine andere Rolle. Es ist beinahe von Anfang an präsent, wird aktiv eingesetzt und entzieht sich am Ende jeglichen Begreifens - haptisch als auch intellektuell. Es ist nicht das Ziel der Suche. Und es ist nicht von Menschen geschaffen, also strenggenommen auch kein Artefakt. Also strenggenommen nichts was mit Archäologie zu tun hat, also streng genommen auch nichts für Indiana Jones. Wenn Lara Croft den Fall übernommen hätte, dann hätte ich keine Einwände gehabt, aber so...

Das macht aus dem ganzen noch keinen schlechten Film und meine Kritik ist auch ziemlich schwammig, das gebe ich zu. Aber trotzdem: Daraus hätte man mehr machen können...

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