Ein Science Fiction Roman von Greg Bear.
Die ersten 50 Seiten war ich nicht besonders von dem Buch überzeugt. Ich bin nämlich grundsätzlich nicht überzeugt, wenn mir der Umschlagtext weiß machen will, dass es sich bei diesem oder jenem Buch um den SciFi-Roman des Jahrhunderts handelt, auch wenn der zufälligerweise "Eon " heißt.
Zudem hat mich die Exposition arg an "Rendezvous mit Rama" erinnert. Ein gewaltiger Felsbrocken kommt auf die Erde zugeflogen, nimmt dort einen stabilen Orbit ein und erweist sich als äuerst hohl und geheimnisvoll. Ein Konsortium von hunderten von Wissenschaftlern aus aller Welt (eigentlich die NATO-Staaten und ein paar Russen) versucht den 7 Kammern im Inneren des Steines (NATO-Bezeichnung) , bzw. der Kartoffel (Ostblock), bzw. des Walfisches (Chinesen) alle Geheimnisse zu entlocken, während sich auf der Erde der Kalte Krieg, der sich bis ins Jahr 2005 durchgezogen hat immer mehr zuspitzt.
Aber der Stein wurde nicht von Außerirdischen geschaffen, sondern von Menschen aus der Zukunft, so viel ist klar und hier hören auch die Gemeinsamkeiten mit Rama auf. In den Bibliotheken der Megacities (Alexandria und Thistledown) in zwei der Kammern ist die Geschichte der Menschheit verzeichnet, die zur atomaren Vernichtung des Erde (bezeichnet als "the Death" - der Tod) und zur Besiedlung des Steins führte.
Aber es sind viele Fragen offen: Ist die Geschichte in den Datenbänken des Steins mit der identisch, aus der die Forscher kommen? Ist nicht allein schon das Erscheinen des Steins Unterschied genug, um hoffen zu können, dass die Menschheit dem "Tod", der atomaren Kathastrophe, und dem nachfolgenden Winter entgehen kann?
Wohin sind die Bewohner des Steins gegangen? Sind sie in der siebenten Kammer zu finden, die sich durch eine Veränderung der Raumzeit weit über
das Ende des Steins hinaus erstreckt? Hat die siebente Kammer ein Ende oder setzt sie sich in die Unendlichkeit fort?
Und bevor sich der Leser darüber noch Gedanken machen kann tritt auf der Erde der Ernstfall ein und ein Kommando russischer Raumtruppen überfällt den Stein. Unter schweren Verlusten erkämpfen sie einen Status Quo, der aber im selben Augenblick durch den Untergang Russlands
und der USA obsolet wird. Man versucht sich neu zu arrangieren, während ihr Schicksal anderswo schon entschieden ist.
Es tauchen nämlich die Nachfahren der Menschen auf und nehmen Patricia, die brillanteste Wissenschaftlerin mit, die zu verstehen beginnt, wie die
siebente Kammer und die langgestreckte Singularität, die sich durch ihre Mitte zieht, zustande kommen konnten. Sie ist im Begriff die Maschinen in der sechsten Kammer zu verstehen, die das alles möglich machten und wird dadurch zur Gefahr.
Patricia wird deshalb nach Axis City, der Stadt, die wie eine Perle auf der Singularität sitzt und sich an ihr durch die siebente Kammer bewegt, gebracht und lernt dort die Kultur der kennen.
Die Menschheit der Zukunft unterteilt sich in Korporale, die einen Körper besitzen und Lebewesen in den Datenbänken der Stadt, in Homoforme und solche, die sich einen Körper in den unterschiedlichsten Formen ausgesucht haben. Außerdem gibt es eine Reihe von Außerirdischen (von denen aber die meisten für die Handlung eher störend wirken und mich auch wieder ein wenig an Rama erinnern). Zum Beispiel die Frants, die eine Allianz mit den Menschen eingegangen sind und die Jarts mit denen die Menschen einen erbitterten Krieg führen.
Diese und andere Wesen sind im "Weg", wie die Fortsetzung der siebenten Kammer genannt wird, zu finden, weil sich aus dem Weg heraus Tore öffnen lassen, die zu anderen Orten in der Raumzeit führen.
Die Handlung springt zwischen einer ganzen Handvoll Protagonisten hin und her, kommt nicht wirklich zu einem Abschluss zusammen, verheddert
sich aber auch nicht mehr als das bei den 500 Seiten zu erwarten wäre.
Das Ende des Buches hat geradezu kosmische Größe. Ob das Buch wirklich die beste SciFi des Jahrhunderts ist, weiß ich nicht, lesenswert ist es allemal.
Denn die Jarts sind im Begriff ein Tor zu öffnen, das direkt ins Herz eines Sterns führt und eine der beiden Möglichkeiten, was man tun kann um dem sich ausbreitenden Plasma-Inferno zu begegnen, ist es Axis Citi auf ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen und dem Plasma entgegenzurasen.
Möglichkeit zwei wäre den Stein vom Ende des Weges abzusprengen und die Stadt aus dem Weg heraus in einen Erdorbit zu bringen.
Mit dem Schicksal Patricias macht Bear zum Schluss ein neues Fass auf, das mich ein wenig stört, aber wohl sein muss, um die Möglichkeit für eine Fortsetzung zu haben. Patricia ist besessen von der Idee eine alternative Realität zu finden in der ihr Geliebter nicht im Tod gestorben ist, es sie selbst aber nicht gibt, so dass sie wieder mit ihm zusammenkommen kann. Sie wird zu einer Toröffnerin und findet tatsächlich eine Welt des Jahres 2005 in der der Tod nicht stattgefunden hat. Aber sie muss herausfinden, dass in Gizeh 8 große Pyramiden stehen und eine Kleopatra den Mittelmeerraum beherrscht. Erst als sie über siebzig Jahre alt ist öffnet sich ein weiteres Tor, dass sie endgültig nach Hause bringen kann und sie begibt sich auf die Such.
Eon ist komplexes Buch, dem ich in einem kurzen Review nicht gerecht werden kann. Schwachpunkt sind sicherlich die Figuren, mit denen man sich nicht wirklich identifizieren kann. Allein Patricia wird ein wenig plastisch. Aber dafür der Weg, der wirklich alle Grenzen von Zeit und Raum sprengt, besonders am Ende des Buches, wenn sich herausstellt, dass der Weg nicht nur zu alternativen Universen führt, sondern auch zu alternativen Wegen.
Ach ja: von Peter S. Beagle hab ich noch nichts neues gehört, aber Greg Bear hat mir versprochen ein paar Fragen zum Thema schreiben zu beantworten.
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