01.01.2009

Stephan Russbült [Interview]

Stephan Russbült hat da wohl irgendwas missverstanden, als er sich entschloss, Schriftsteller zu werden.

Anstatt X Manuskripte zu schreiben, zu überarbeiten und sie wieder zu verwerfen, um sie an XY Verlage zu schicken, hat er einfach seinen Erstling „Die Oger“ an ein paar Literaturagenturen geschickt, wurde genommen und veröffentlicht.

Ist die Welt nicht schlecht und ungerecht? Wahrscheinlich fehlt mir in meinem Portfolio einfach ein Roman, der „Die [beliebigernameeinerfantasyrasse]“ heißt. Am besten „Die Die“, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Aber er hat nicht nur einfach irgend einen Roman geschrieben, sondern sich ausgerechnet einen Oger als Helden Protagonisten ausgesucht. Einen schlauen Oger noch dazu! Was soll man dazu noch sagen? Am besten einfach „Saugeil! Weiter so!“

Oder noch besser: Ich halte jetzt meine Klappe und lass den Mann einfach selbst zu Wort kommen. Hervorhebungen und Links wie immer von mir.


1. Deine Vita auf Deiner Seite ist etwas... kryptisch. Wie war das nun eigentlich mit dem Krieg der nicht stattfand und der anderen Sprache der Eltern? Oder gehört das zum Mysterium, das den Autor umgibt?

Mysterium ist etwas zu viel gesagt. Ich finde, wenn man schon seinen persönlichen Werdegang im Internet veröffentlicht, sollte man den Leser auch etwas zum Denken anspornen. Mein Lebenslauf ist schließlich nicht der von Heinrich VIII. Ein bisschen Geheimnisvolles muss bleiben.


2. 1966 geboren, 2004 der erste Roman und dazwischen nur Rollenspielerei? Hast Du vorher schon was geschrieben oder bist Du direkt in der Roman-Klasse eingestiegen?

Nein … Oder Ja? Nein, ich habe vorher noch nie etwas geschrieben, außer Glückwunschkarten oder E-Mails. Das Einzige, was er Geschichte oder einem Roman nahe kommt, waren die immer größer werdenden Abenteuer für D&D. So eine ausgearbeitete Kampagne kann auch gut 200 Seiten beinhalten. Aber in richtiger Romanform war „Die Oger“ mein absolutes Debüt.


3. Der kluge Oger Mogda ist nicht gerade der klassische Held. Machen Dir die Saubermänner, die eine Karriere vom Küchenburschen zum König hinlegen, keinen Spaß mehr, oder waren sie noch nie was für Dich?

Genau so sieht es aus. Die Helden, die zum Helden geboren sind, finde ich langweilig. Im Grunde genommen könnte man sich das Schreiben über sie ersparen, denn schließlich weiß man alles über sie. Helden brauchen Fehler um interessant zu werden- siehe Elric von Melniboné oder um in ein anderes Genre zu wechseln: Woyzeck.


4. Vom Rollenspieler zum Fantasy-Autoren zu werden ist nicht schwer. Aber wie bist Du zu einem Fantasy-Autoren mit Verlag geworden?

Ich glaube man muss die handwerklichen Eigenschaften mitbringen oder wenigstens bereit sein sie zu erlernen. Dann sollte man seine Geschichte zu Ende erzählen und sie anbieten. (vornehmlich einer Agentur). Wenn man dann den Zahn der Zeit oder den Trend erwischt und die Verlage auch Interesse an neuen Autoren haben, braucht man nur noch etwas Glück – oder lieber ein bisschen mehr davon. Nicht jedes Können muss auch automatisch honoriert werden. Viele schaffen es gar nicht und einige erst nach ihrem Tod. Ich glaube, es ist wichtig, wenn man „abgelehnt“ wurde, weiter zu machen. Aber nicht mit dem selben Text, sondern einem neuen.


5. Was hast Du aus der Verlagssuche gelernt? Würdest Du heute was anders dabei machen?

Der Lerneffekt bei meiner Suche nach einem Verlag war nicht sonderlich groß. Ich habe einige Agenturen angeschrieben und wurde genommen. Anders machen würde ich nichts. Man sollte wohl darauf achten, die Anforderungen des Verlages oder der Agentur einzuhalten was Umfang, Formatierung usw angeht.


6. Hat sich Dein Schreiben durch den Verlagsvertrag verändert?

Nein, das würde ich nicht sagen. Mein Schreiben hat sich durch mehr schreiben verändert. Natürlich bekommt man so einige gute Ratschläge, die man auch umsetzen sollte, aber man sollte seiner Linie treu bleiben.


7. 1800 Romane im Regal sind eine ganze Menge. Wenn Du wählen müsstest, welche drei wären für Dich die wichtigsten?

Wenn ich jetzt meine eigenen einmal ausklammere … Elric von Melniboné (Moorcock), Die Shannara-Saga wenn es sie als 6000-Seiten-Wälzer gibt (Terry Brooks) und zu guter letzt Der Bannsänger (A.D. Foster) gibt es hoffentlich auch in einem Buch.


8. Was sind Deine Pläne für Deine Schriftstellerei?

Ich schreibe einfach weiter. Mal sehen, was die Zukunft bringt


9. Wer gut/besser schreiben will, der sollte...

…. sich im Internet die 243.567 Seiten über besseres Schreiben durchlesen und sich die „Rosinen“ herauspicken. Aber auf jeden Fall sollte man auf Leute hören, die einen weiterbringen können und nicht beharrlich auf seine Fehler bestehen. Schreiben wird durch mehr Schreiben und viel Lesen besser. Wenn man neu und unbekannt ist, sehen einem alle auf die Finger. Ist man reich, berühmt und ein Bestsellerautor, kann man sich auch einen persönlich Stil gegen die Lehrbücher erlauben. Ich habe gerade „Herr Lehmann“ gelesen. Irgendjemand hat dem Autor vergessen zu sagen, dass man keine Schachtelssätze schreiben soll.


10. Ist Schreiben nicht eigentlich eine Entschuldigung dafür, sich vor dem wirklichen Leben zu drücken? Noch dazu, wenn man Fantasy schreibt?

Ja, genau wie Fernsehen, Lesen, Tagträumen, Videospiele. Ich bin ca. 12 Stunden am Tag (incl. an und Abfahrt) In der Windenergiebranche als Einkäufer tätig. Außerdem habe ich eine Frau und zwei kleine Kinder. Viel mehr Realität kann ich auch nicht verkraften. Ein wenig in die Fantasywelt abzutauchen ist da genau das Richtige.

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