08.11.2007

Schreibblockaden und andere grüne Monster

Oder: Wo immer es auch zwickt, Ihr seid damit nicht allein.

Wir Schriftsteller (oder solche, die es werden wollen) leiden unter einer Vielzahl von seltsamen Krankheiten. Vielleicht IST Schreiben an sich schon eine Krankheit. Auf den Gedanken kommt man zumindest, wenn man sich "Die Mitternachtskrankheit - Warum Schriftsteller schreiben müssen." ansieht.

Die gemeine Schreibblockade zum Beispiel kennt wahrscheinlich jeder. Treibt mitunter wundervolle Blüten wie Schriftsteller, die sich seitenweise darüber auslassen, dass sie nicht schreiben können. So ähnlich wie Lovecraft, der seitenweise "unbeschreibliche" Schrecken ausbreitet.
Gut, wie Gregor Samsa nach seinem Traum noch ein Lächeln hinbekommen hat, weiß auch keiner, aber das ist eine andere Geschichte...

Schreibblockaden gehen meisens einher mit Depressionen oder der Abwesenheit von "Kreativitätsverstärkern" - Drogen, Alkohol, Frauen, Männer, was immer die Tinte flüssig hält und in den seltensten Fällen gibt es jemanden, der froh darüber ist und sich sagt "Oh! Super! Dann kann ich ja endlich mal wieder richtige Menschen treffen!". Manche haben sich deswegen umgebracht, andere sind der Meinung, dass Schreibblockaden manchmal einfach dazugehören. Mit Wut im Bauch kann man ja auch angeblich besser denken - behauptet zumindest eine Studie.

Das Gegenteil dazu ist der Schreibzwang, auch Hypergraphie genannt. Die meisten würden das nicht als Krankheit bezeichnen, eher als Gabe, aber Euch fallen bestimmt Schreiber ein, denen man eher die Gabe der Inspiration als der Hypergraphie gewünscht hätte. Und es gibt auch solche, die zwischen den beiden Extremen hin- und herschwanken.

Aber es hört mit den Problemen ja nicht auf, wenn man einen Text verfasst hat. Wahrscheinlich leiden nur Zeichner unter mehr Selbstkritik. Frag einen Zeichner, wie er etwas findet, das er gezeichnet hat und er wird dir sagen, dass er da einen schlechten Tag hatte, und dass er die Handgelenke nicht richtig hinbekommen hat und dass Leonardo eh viel besser zeichnen konnte.
Hätte es keinen Max Brod gegeben, wären die meisten Werke von Franz Kafka verloren gegangen. Gut, mancher wäre nicht unglücklich darüber, aber so sehr Schriftsteller ihre eigenen Werke lieben, so sehr hassen sie sie auch.

Überhaupt: Liebe. Das ist noch so eine Krankheit. Erstmal die allgemein menschliche Selbstverliebtheit, die sich bei Schriftstellern nur anders äußert. Schreibt einer nicht, dann erzählt er gern von seinen grandiosen Ideen, die er alle umsetzen will, wenn ihm das grausame Schicksal nur mal Zeit dazu lässt. Schreibt er viel, gibt er damit an, dass er jeden Tag 50 Seiten zu Papier bringt und nebenbei noch einen Duden frisst. Ich bin davor auch nicht gefeiht. Man will schließlich wissen, wo man steht und ob der Ochs nebenan nicht etwa die längeren Hörner hat.

Die andere Liebe ist die zu den Texten, die man fabriziert hat. Erstmal hat man eine postnatale Depression und weiß nicht, was man mit seinem Leben anfangen soll, nachdem man ein Buch abgeschlossen hat. Und dann will man es nicht aus dem Haus lassen, damit es mit den anderen Kindern spielen kann. Es könnte sich ja anstecken oder eins auf die Nase bekommen.

Und dann gibt es noch die ganzen anderen Krankheiten, die einen so befallen können: Allergien gegen Kritiker, Realitätsverlust und Größenwahn.

Aber wo auch immer es euch auch drückt: Keine Sorge, das meiste davon ist ganz normal.

Zumindest für einen Schriftsteller...

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