12.06.2008

Motherfuckers. The Auschwitz of Oz [Review]

Motherfuckers ist definitiv anders. Es ist am ehesten mit Naked Lunch vergleichbar oder mit einem Buch das ich vor Jahren einmal gelesen habe, das aus den Erzählungen von Insassen einer psychiatrischen Anstalt zusammengesetzt war.

Motherfuckers schert sich einen Dreck um so etwas wie einen Plot oder sinnvolle Zusammenhänge. Und das Buch tritt Geschmack, Anstand und political correctness mit den Füßen. Dahin wo es richtig weh tut.

Habe ich schon erwähnt, dass der Vorgänger "Lord Horror" (erschienen 1990) das bisher letzte Buch ist, das von den englischen Behörden auf den Index gesetzt wurde?

Die Reaktion seines Autors David Britton war: Jetzt erst recht!

Und so schickt er Protagonisten wie das bekannte sprechende Auto Herbie, Mickey Mouse, Elvis Presley durch ein nebulöses Europa in dem noch immer der zweite Weltkrieg tobt und in dem Konzentrationslager so alltäglich sind wie McDonalds-Filialen.

Die Helden des Buches sind die von Dr. Mengele chirurgisch getrennten siamesischen Zwillinge Meng und Ecker. Vor allem Meng, der Halbmensch, der die meiste Zeit damit zubringt zu übergroßen Ausmaßen gezüchtete Hummer und Fliegen zu ficken, faulende Fische an seine Genitalien zu hängen, sein Sperma in der Gegend zu verteilen, Juden zu töten und Witze über Schwarze zu reißen.

Ecker, der vergeistige Vegetarier, der mit Herby philosophiert, während sie über die Schlote von Auschwitz und Bergen-Belsen fliegen, kommt dagegen kaum vor.

Ebenso Lord Horror, der das Fleisch gewordene Auschwitz darstellt und für die Zwillinge eine Vaterfigur ist. Der Leser begegnet ihm gegen Ende des Buches in einer irischen Irrenanstalt, wo er versucht telepathisch Kontakt zu Meng und Ecker aufzunehmen.

"Motherfuckers" ist wie Kaffeesatz: Ungenießbar, schwer zu deuten und doch zu etwas Nutze. Und wenn auch nur um zu zeigen, was möglich ist. Es ist inspirierend. Nicht wegen Gewalt, schlechtem Stil und Rassismus. Sondern weil es konsequent Tabus bricht. Außerdem ist es auf eine verquere Art und Weise gebildet, wie es aus dem Schatz der (Pop)kultur plündert.

Dafür mein Respekt.

Für die literarische Leistung nicht.

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