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10.05.2008
Die Urlauber
Benedikt "Zeth" Texas ist ein echter Sonnenschein. Nein, wie war das Wort noch gleich mal? Kotzbrocken! Ja, Zeth Texas ist ein echter Kotzbrocken. Er ist Spieledesigner und macht sich im Jahr 2037 auf die Suche nach Inspiration für ein neues Modul für sein Spiel "Blood Ranger", einen Ego-Shooter wie Counterstrike oder Quake, der sich vor allem durch seine blutige Detailgenauigkeit auszeichnet.
Und wo könnte man sich da besser inspirieren lassen als in dem Ulaubercamp in Afrika, in dem Zeth seine Kindheit verbracht hat und in dem seine Eltern und seine Schwester noch immer leben?
Irgend jemand hat mal vorgerechnet, dass es billiger und komfortabler ist Rentner auf ein Kreuzfahrschiff zu verfrachten, als in Altenheime zu stecken. Und auf der gleichen Grundidee basieren die Sozialreformen, die die Bundesregierung in diesem Buch auf den Weg gebracht hat. Jeder der dem Staat sowieso nur auf der Tasche liegt, bekommt einen Sonnenplatz in einem Camp. Auf Malle, in Afrika oder sonstwo, wo es schön billig ist.
Aber Zeth erkennt, dass es unter dieser Oberfläche zu brodeln beginnt. Drogen machen die Runde und die Gewaltverbrechen gehen stetig nach oben. Und nicht zuletzt ist da die "Liga", die den Menschen wieder einen Grund zu Leben und damit ihre Würde zurückgeben will. Natürlich indem Sie den Autoritäten in den Camps die Hölle heiß machen.
Und in dieses Pulverfass platzt Zeth mitten hinein. Er verhält sich wie Jerry Cornelius im Urlaub. Vögelt alles was einen Rock trägt (lässt aber im Gegensatz zu Jerry seine Schwester dabei aus, der Schlaffi...), behandelt jeden wie Dreck, wirft mit Geld um sich und hat überhaupt ein Ego mit eigener Schwerkraft.
Und damit hätte ich die Story auch schon zusammengefasst, denn sie ist wirklich nur ein netter Bonus. Wie in einem Ego-Shooter.
Ist auch gar nicht notwendig, denn das Ganze ist eine einzige Männerphantasie, die Klaus Theweleit nicht besser hinbekommen hätte: Es dreht sich alles um Sex, Gewalt, Macht, technische Spielereien und Geld. Ach ja: Und um Mojitos, die Sascha der Barmann im Dauerdienst zubereitet.
Alles in allem nicht mein Ding. So wie Moorcocks Cornelius nicht mein Ding ist. Aber ich denke für einen Debüt-Roman gar nicht mal so übel.
Ich weiß nicht, wie sich das Buch als Podcast ausmacht über den es seine Fans gefunden hat, aber darin liegt wohl seine eigentliche Stärke. Broy hat das Buch Kapitel für Kapitel vorgelesen ins Netz gestellt und mit jedem Kapitel sind es mehr Zuhörer geworden. Allein im letzten Jahr nach Aussage von Broys Roman-Website 1500 regelmäßige Hörer. Was wieder mal nur beweißt, dass es zwar nicht verkehrt ist ein gutes Buch zu schreiben und es an Verlage zu schicken, aber das allein immer weniger ausreicht, wenn man im Zeitgeist bleiben will.
Labels: Alexander Broy, Die Urlauber, Review
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