22.02.2008

Kneuss

Kneuss ist ein Roman von Beat Brechbühl aus dem Jahr 1970. 1977 verfilmt.

Der Klappentext preist Beat Brechbühl als Sprachkünstler und den Roman als pageturner an, aber während sich über das erste noch reden lässt, bin ich für das zweite wahrscheinlich schon zu weit von den 70ern weg. Mich hat das Buch jedenfalls nicht vom Hocker gerissen. Es hatte seine guten Momente, aber alles in allem... nein, eher nicht.

Wenn ihr "Die Blechtrommel" nicht gemocht habt, dann ist das Buch definitiv nichts für euch, wenn ihr sie gemocht habt, dann eventuell, denn von der Athmosphäre ist es ähnlich erdig, detailbedacht und körpernah. In der Blechtrommel ist es unter anderem die Szene in der in einem noch nie gereinigten Topf Spaghetti gekocht werden, die mir im Gedächtnis geblieben ist, hier die Methode der Hauptfigur Kneuss ein Ei zu essen.

Basil Kneuss schreibt so eine Art Tagebuch von zwei Wochen in denen er seinen Job hinter sich lässt und für eine Weile wegzieht um die Gedanken schweifen lassen zu können. Immer dabei ist Clemens, sein Koffer, den er selbst zu einem Universal-Werkzeug erweitert hat und sein Hund Finette.

Basil ist ein wenig schrullig, aber nichts, was einen auf den ersten Blick abschrecken würde. Vor allem kennt er interessante Leute. Einen Schriftsteller, der seinen Verleger übers Ohr gehauen hat und mit dem Vorschuss-Geld abgehauen ist, ohne je eine Zeile für sein Buch zu schreiben, ein Genie, das den besten Beruf der Welt in einer Denkfabrik in Amerika aufgab und bald darauf starb und einen Druckereibesitzer, der pünktlich zu Simon Templar zu hause ist, seine Frau aber ansonsten nach Strich und Faden betrügt und auch nicht davor zurückschreckt ruppig zu werden, wenn es darum geht seinen Willen durchzusetzen.

Aber auch Basil selbst hat was zu erzählen. So hat er zum Beispiel als Kind einen "Elektrorevolver" entwickelt, weil er beweisen wollte, dass es auch ohne Knallen und Pulverdampf geht.

Und mit eben jenem Elektrorevolver wird der Druckereibesitzer am Ende des Buches ermordet, nachdem er Basil zwei Schläger auf den Hals gehetzt hatte, die dann seinen Hund Finette umgebracht hatten.

Der Verdacht fällt auf Basil und wie es sich herrausstellt, war er es auch.

So läuft das wohl öfters, aber wenn mich zu dem Zeitpunkt das Buch noch interessiert hätte, dann wär ich ein wenig enttäuscht gewesen. Basil, der nicht lange zuvor Unfallopfer aus ihren Autowracks gezogen und versorgt hat, ist ein Mörder? Was soll mir das sagen?

Überhaupt bleibt alles recht episodenhaft und ist wahrscheinlich literarisch wertvoll, aber nicht wirklich schön zu lesen. Interessant fand ich allerding, dass sämtliche Zahlen (bis auf eine Ausnahme) als Ziffern geschrieben werden und es einen ganzen Haufen Adjektivverbindungen gibt, wie "gutgut", "ganzschöngroß" oder in der Art. Das reicht wahrscheinlich, um als Sprachkünstler durchzugehen.


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