08.08.2010

Der Nebelkönig von Susanne Gerdom

Kurzfassung:
- Ein Traum von einem Buch
- Typisch Susanne Gerdom


Langfassung:
Das Buch "Der Nebelkönig" hat alles, was eine Geschichte von Susanne Gerdom auszeichnet: sympathische Helden, leckeres Essen, Tiere, die sprechen, viele Bücher und vor allem: Wörter, die du schon lange nicht mehr gehört hast. 'Altan' ist mir seit Schiller nicht mehr untergekommen und das ist schon eine ganze Weile her und die anderen Ausdrücke waren so abgefahren, dass ich wahrscheinlich nie mehr das Vergnügen haben werde sie irgendwo zu lesen.
Und um hier gleich mal vorneweg ein Geständnis zu machen: Susanne, Du könntest von mir aus über hunderte Seiten davon schreiben, wie eine Putzfrau einen Boden wischt, so lange sie dabei von ein oder zwei Katzen und einer Krähe oder einem Raben begleitet wird und auf ihrem Weg durch die Bibliothek, die Küche und den Garten kommt. ^__^

Außerdem ist die Geschichte, die erzählt wird wie immer im Grunde ganz einfach: Ein Sohn, der das Erbe der Drachen antreten soll schlägt gar nicht nach seinem strengen aber gerechten Vater und beginnt als Nebelkönig einen Kampf gegen seine ehemalige Freundin die Katzenkönigin. Dieser Kampf verwüstet das Land und findet seinen Höhepunkt als die Katzenkönigin es mit letzter Kraft schafft den Nebelkönig in ein Gefängnis jenseits der Zeit zu verbannen, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Ohne es zu wissen lebt das Küchenmädchen Sallie in diesem Gefängnis, einer gewaltigen Schlossanlage, die innen nicht den gleichen Grundriss hat wie draußen. Erst als sie auf den heruntergekommenen Rattenkönig Redzep stößt und immer mehr seltsame Dinge geschehen, beginnt sie zu ahnen, das hier etwas nicht stimmt und dass es noch eine andere Welt gibt, in der Begriffe wie "Himmel", "Straßen" oder "Städte" einen Sinn haben. Natürlich läuft es darauf hinaus, dass sie selbst mehr ist als nur ein einfaches Küchenmädchen und eine wichtige Rolle im Kampf zwischen Gut und Böse spielt.
Aber bis es so weit ist wandelt Sallie lange durch die Traumwelt des Schlosses, das von Nebelschwaden belagert wird und auch mit als Leser war oft nicht klar, was ich mir gerade vorstellen soll. Da ist zum Beispiel ein Bibliothekar, der manchmal ein Mensch ist und manchmal ein Vogel - manchmal irgendwie auch beides.

Das passt gut zur traumartigen Atmosphäre des Buchs, aber darin liegt auch gleichzeitig die Gefahr. Es gibt Leute, die mit "Vanilla Sky", "Shutter Island" und anderen Gedankenexperimenten etwas anfangen können und andere, die das völlig kalt lässt. Eine dermaßen oft wiederkehrende Szene, dass sie mir zum Schluss hin echt langsam lästig wurde ist eine durch den Nebel oder die totale Dunkelheit tappende Sallie, die plötzlich von einer Stimme angesprochen wird und sich fürchterlich darüber erschreckt. Außerdem erscheinen manche Dinge recht beliebig. Magische Wolfsköpfe, die als Teleporter dienen, Sallies plötzlich auftauchende und wieder verschwindende Fähigkeit in Redzeps Reich im Dunkeln zu sehen ...
 Der Nebelkönig hat genug Reales, um nicht völlig den Halt zu verlieren, aber für meinen Geschmack hätte es dem Buch gut getan, wenn Susanne Gerdom öfter ihre Stärken ausgespielt hätte, um so wundervolle Szenen zu erschaffen wie die in der Redzep Sallie für eine Art gottgleiches Wesen hält, weil sie täglich in der KÜCHE sein kann, wo es so wunderbare Dinge wie Käse oder sogar Kuchen gibt.

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